Christliche Fragestücke
4. Hauptstück
Durch D. Martin Luther gestellet für die, so zum Sakrament gehen wollen, mit ihren Antworten.
Nach getaner Beichte und Unterricht von den zehn Geboten, Glauben, Vaterunser, von den Worten der Taufe und Sakrament mag der Beichtvater oder einer sich selbst fragen:
1. Glaubst du, dass du ein Sünder bist?
Antwort: Ja, ich glaube es; ich bin ein Sünder.
2. Wie weißt du das?
Antwort: Aus den zehn Geboten, die habe ich nicht gehalten.
3. Sind dir deine Sünden auch leid?
Antwort: Ja, es ist mir leid, dass ich wider Gott gesündiget habe.
4. Was hast du mit deinen Sünden bei Gott verdient?
Antwort: Seinen Zorn und Ungnade, zeitlichen Tod und ewige Verdammnis.
5. Hoffst du auch, selig zu werden?
Antwort: Ja, ich hoffe es.
6. Wes tröstest du dich denn?
Antwort: Meines lieben HErrn JEsu Christi.
7. Wer ist Christus?
Antwort: Gottes Sohn, wahrer Gott und Mensch.
8. Wieviel sind Götter?
Antwort: Nur einer; aber drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
9. Was hat denn Christus für dich getan, dass du dich sein tröstet?
Antwort: Er ist für mich gestorben und hat sein Blut am Kreuz für mich vergossen zur Vergebung der Sünden.
10. Ist der Vater auch für dich gestorben?
Antwort: Nein; denn der Vater ist nur Gott, der Heilige Geist auch; aber der Sohn ist wahrer Gott und wahrer Mensch, für mich gestorben und hat sein Blut für mich vergossen.
11. Wie weißt du das?
Antwort: Aus dem heiligen Evangelio und aus den Worten vom Sakrament und bei seinem Leib und Blut, im Sakrament mir zum Pfande gegeben.
12. Wie lauten die Worte?
Antwort: Unser HErr JEsus Christus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und gab's seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis!
Desselbigengleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus; dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, sooft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis!
13. So glaubst du, dass im Sakrament der wahre Leib und Blut Christi sei?
Antwort: Ja, ich glaube es.
14. Was bewegt dich, das zu glauben?
Antwort: Das Wort Christi: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib; trinket alle daraus, das ist mein Blut.
15. Was sollen wir tun, wenn wir seinen Leib essen und sein Blut trinken und das Pfand also nehmen?
Antwort: Seinen Tod und Blutvergießen verkündigen und gedenken, wie er uns gelehret hat: Solches tut, sooft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis!
16. Warum sollen wir seines Todes gedenken und denselben verkündigen?
Antwort: Dass wir lernen glauben, dass keine Kreatur hat können genugtuun für unsere Sünden außer Christus, wahrer Gott und Mensch, und dass wir lernen erschrecken vor unsern Sünden und dieselbigen lernen groß achten und uns sein allein freuen und trösten und also durch denselben Glauben selig werden.
17. Was hat ihn denn bewegt, für deine Sünden zu sterben und dafür genugzutun?
Antwort: Die große Liebe zu seinem Vater, zu mir und andern Sündern, wie geschrieben stehet Joh. 15,13; Röm. 5,8; Gal. 2,20; Eph. 5,2.
18. Endlich aber, warum willst du zum Sakrament gehen?
Antwort: Auf dass ich lerne glauben, dass Christus um meiner Sünde willen aus großer Liebe gestorben sei, wie gesagt, und danach von ihm auch lerne Gott und meinen Nächsten lieben.
19. Was soll einen Christen vermahnen und reizen, das Sakrament des Altars oft zu empfangen?
Antwort: Von Gottes wegen soll ihn beide des HErrn Christi Gebot und Verheißung, danach auch seine eigene Not, so ihm auf dem Halse lieget, treiben, um welcher willen solch Gebieten, Locken und Verheißung geschieht.
20. Was soll aber ein Mensch tun, wenn er solche Not nicht fühlen kann oder keinen Hunger noch Durst des Sakraments empfindet?
Antwort: Dem kann nicht besser geraten werden, denn dass er sich zuerst an seine Brust schlage und fühle, ob er auch noch Fleisch und Blut habe, und glaube doch der Schrift, was sie davon saget Gal. 5,19 ff. und Röm. 7,18.
Zum andern, dass er um sich sehe, ob er auch noch in der Welt sei, und denke, dass es an Sünden und Not nicht fehlen werde, wie die Schrift saget Joh. 15,18.19 und 16,20; 1 Joh. 2,15.16 und 5,19.
Zum dritten, so wird er ja auch den Teufel um sich haben, der ihm mit Lügen und Morden Tag und Nacht keinen Frieden innerlich und äußerlich lassen wird, wie ihn die Schrift abmalet Joh 8,44; 1 Petr. 5,8.9; Eph. 6,11.12; 2 Tim. 2,26.
Nota: Diese Fragestücke und Antworten sind kein Kinderspiel, sondern von dem ehrwürdigen und frommen D. Luther für die Jungen und Alten aus einem großen Ernst vorgeschrieben. Ein jeder sehe sich wohl vor und lasse es sich auch einen rechten Ernst sein; denn St. Paulus zu den Galatern am 6. spricht: Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten!